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Seite 48 Kommentar

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Image © Hildesheim, St Godehard
DIE GRABLEGUNG
Matthäus, 27:30‘ Markus 15:46; Lukas 23:53; Johannes 19:38-40

Diese Szene spielt sich in einem gewölbten Gebäude ab. Der bloße Leib Christi, eingehüllt in ein transparentes Grabtuch, wird in einen gestriegelten Sarkophag niedergelassen. Maria steht hinter dem Sarg und beugt sich über ihren Sohn, ihr gebeugter Rücken verläuft parallel zur gewölbten Decke des Raumes. Josef von Arimathea hält die Schultern des Christus, zwei jüngere Männer stehen zu seine Füßen. Einer von ihnen ist wahrscheinlich Nikodemus mit einem Gefäß in der Hand.
Obwohl die Szene sich scheinbar in einem Innenraum abspielt, befinden sich die Säulen alle hinter den Figuren, was darauf hinweist, daß es sich um eine Bühneneinrichtung handelt, dem momentum im liturgischen Schauspiel (Young, 1933, I, 309). Obgleich die Evangelien klar angeben, daß das Grab in den lebendigen Felsen gehauen war, verbreitete sich das aus Stein gebaute Grab in westlichen Abbildungen ab dem 10. Jahrhundert. Der Sarkophag war auch ein wichtiges und praktisches Requisit in liturgischen Spielen.

Eine starke Parallele zu diesem Bild findet sich in Wandmalereien von St Angelo in Formis, Italien. Es weist das Gewölbe, den gestriegelten Sarkophag, und den eingehüllten Leib auf, aber Maria steht zur Rechten am Kopfende Christi. Die Position ihres Leibes parallel zu dem des Sohnes als Zeichen der Wehklage findet sich im byzantinischen Vatikan MS Vat. Gr. 1156, fol. 194v. Marias Wehklage bei der Grablegung stammt aus dem apokryphen Evangelium des Nicodemus, das in der byzantinischen Kirche sehr beliebt war (AP, 72, pl. 112c und f).
 
   

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